Südafrika: Heiveld Co-operative
Kurzporträt
Handelspartner: Heiveld Co-operative (SA1)
Ort: Nieuwoudtville, Südafrika
Organisationsform: Kooperative
Anzahl Kleinbauern: 64
Letzter Besuch vor Ort durch WeltPartner: 2017
Faire Produkte: Rooibos-Tee
Über die Heiveld-Kooperative
In den langen Jahren des Apartheidregimes war es ausschließlich den weißen Großfarmern erlaubt, Rooibos-Tee in großem Stil anzubauen und zu vermarkten. Im Jahr 2001 haben 14 Rooibos-Kleinbauern aus Süd-Bokkeveld die Heiveld-Kooperative gegründet - und damit Geschichte geschrieben. Bis heute ist dies neben der benachbarten Kooperative aus Wupperthal der einzige Zusammenschluss der als “Coloureds” diskriminierten Bevölkerungsgruppe. Ungeachtet der neuen politischen Rahmenbedingungen werden die POCs nach wie vor sozial und wirtschaftlich stark diskriminiert und ihr Zusammenschluss hat deshalb hohen Symbolcharakter.
Der Absatz des Rooibos durch Importeure des Fairen Handels wie WeltPartner brachte der Kooperative schnell wirtschaftliche Erfolge. Der Erfolg lässt sich auch an der steigenden Mitgliederzahl messen, deren Selbstwertgefühl spürbar gewachsen ist. Frauen beginnen durch Bewirtschaftung kleiner Felder ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften, einfache Bauern übernehmen leitende Funktionen und lassen sich in Buchhaltung, EDV und anderen Bereichen ausbilden. Mit Hilfe der südafrikanischen Nicht-Regierungsorganisation EMG (Environmental Monitoring Group), welche die Kleinbauern in Fragen der Qualitätssicherung und der biologischen Landwirtschaft kompetent berät, haben diese es geschafft, Ökonomie und Ökologie sinnvoll zu verbinden. Alle Mitglieder sind als Bio-Bauern anerkannt. Sie ernten in aufwändiger Handarbeit nur die frischen, oberen Triebe. Der so entstehende hochwertige Bio-Tee hat sich weltweit einen Namen gemacht. 2006 wurde von den Mitgliedern von Heiveld eine eigene Teeverarbeitungsanlage fertig gestellt.
Der Erfolg der Heiveld-Kooperative zeigt, dass partnerschaftlicher Handel Menschen in ein selbst bestimmtes Leben in Würde führen kann - die Basis für Veränderungen – nicht nur in Südafrika. Trotz dieser beeindruckenden Errungenschaften sehen die Kleinbauern von Heiveld ihrer Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf Grund der rasch steigenden Nachfrage nach Rooibos-Tee beziehen manche europäische Fair-Händler den Tee auch von privaten Großplantagen. Mehr als 98 % der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ist noch immer in der Hand weißer Großgrundbesitzer. Auf Dauer, so die Befürchtung der Kleinbauern, werden sie sich nur schwerlich gegen die Großfarmer durchsetzen können, die ihre Vormachtstellung aus der Apartheidzeit unnachgiebig behaupten. WeltPartner wird daher auch zukünftig ausschließlich Rooibos Tee von Kleinbauern der Heiveld Kooperative beziehen.
Rooibos und die Klimakrise
Viele Erzeuger*innen im Fairen Handel sind seit Jahren stark vom Klimawandel betroffen. Die 64 Bäuer*innen der Heiveld Kooperative in Südafrika haben ganz besonders und schon seit einiger Zeit mit den Auswirkungen zu kämpfen.
In der trocken-heißen Region um die Cederberge häufen sich die extremen Dürren mit entsprechenden Ernteeinbußen. Damit gerät der bisherige Erfolg in Gefahr.
Die erste Ernte kann etwa zwei Jahre nach dem Anpflanzen erfolgen. Sein optimales Produktionsalter hat er mit drei Jahren erreicht. Nach weiteren drei Jahren muss die Pflanze in der Regel ersetzt werden. Im Bio-Anbau sind im Unterschied dazu bis zu 10 Ernten möglich. Doch durch die anhaltenden Dürreperioden hat sich das durchschnittliche Alter der Sträucher mehr als halbiert, berichtet uns Noel Oettle.
Durch die sich immer weiter ausbreitenden Wüsten in Folge der Klimaveränderung sind die Farmen zusätzlich stark in ihrer Existenz bedroht. Heiveld hat einige Maßnahmen ergriffen, um sich an die neue Klimarealität anzupassen: Um der Erosion durch Wind und Regen entgegenzuwirken, wird u.a. die Anpflanzung in "Streifen", also unterbrochen von "Bufferfeldern" aus einheimischen Pflanzen, erprobt oder es werden windbrechende Barrikaden um die Felder angelegt. Eine Solaranlage betreibt die kleineren Geräte in der Tee-Verarbeitungsanlage. Seit Jahren arbeitet Heiveld mit Universitäten aus der ganzen Welt zusammen, um möglichst resiliente Anbauflächen zu gestalten.Über Workshops und Mentor-Farmer wird das generierte Wissen dann an alle Mitglieder weitergegeben.