Geiz ist geil?
Doch nicht im Fairen Handel!
Der alte Slogan „Geiz ist geil“ hat auf den ersten Blick nichts mit dem Fairen Handel zu tun, aber 5,39 € für ein Kilo Bio- und Fairtrade-zertifzierten Kaffee? Ein Angebot eines deutschen Discounters über das wir - positiv formuliert - staunen mussten. Wir fördern seit Jahrzehnten bewusst eine gegensätzliche Argumentation und Zielsetzung. Wir möchten hochwertigen fair+bio-Lebensmittelprodukten eine größtmögliche Wertschätzung geben. Dies gilt besonders für die Kleinbauernfamilien, die nach international anerkannten Fair Trade Standards für ihre harte Arbeit für Anbau und Ernte von landwirtschaftlichen Erzeugnissen fair entlohnt werden sollen. Für uns ist klar: Fair Trade Produkte haben ihren Preis!
Warum fair Trade Produkte ihren preis haben
Menschenrechtsverletzungen sind noch Alltag
Leider ist es nicht die Regel, dass Menschenrechte in landwirtschaftlichen Betrieben in Asien, Afrika und Lateinamerika eingehalten werden. Kinderarbeit und ausbeuterische Arbeitsstrukturen sind im internationalen Handel nach wie vor verbreitet. Fair-Trade-Unternehmen, die bewusst einen anderen, menschenfreundlichen und gerechteren Weg für ihren Handel wählen, stellen jedoch eine absolute Minderheit dar. Diese Unternehmen haben sich in der Regel zu 100 % dem Fairen Handel und größtmöglicher Transparenz verschrieben. So setzen wir z.B. auch auf langfristige Partnerschaften auf Augenhöhe mit weltweit tätigen Kleinbauernfamilien, die vielfältig davon profitieren. Es ist daher auch zu kurz gedacht, den Fairen Handel auf den fairen Preis zu reduzieren, den die Kleinbauernfamilien im Globalen Süden erhalten – auch wenn dies als ein wesentliches Element dieser besonderen Idee eines sozial- und umweltverträglichen Handels in den Fair Trade Kriterien verankert ist.
Gesetzliches Verkaufsverbot von Lebensmitteln unter dem Einstandspreis
Zuständiges, lückenhaftes Gesetz schadet dem Fairen HandeL
Leider ist das hierfür maßgebliche “Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen” (GWB) zu schwach und ermöglicht Discountern, nicht extern nachprüfbare Bezugsvergünstigungen, wie zum Beispiel Werbekostenzuschüsse des Lieferanten in Europa, von den Einkaufspreisen abzuziehen, was das GWB erlaubt. Im konkreten Fall könnte dies bedeuten, dass der Importeur/Zwischenhändler bei seinem Verkauf von Bio- und Fairtrade-Kaffee an den Discounter diesem Vergünstigungen gewährt, die den Preis künstlich unter die Herstellungskosten drückt. Dadurch könnte der Discounter seine große Marktmacht ausspielen. Dies führt vermutlich dazu, dass Kund*innen von bisherigen Fair-Trade-Anbietern zu den extrem billigen Fairtrade- Angeboten des Discounters wechseln. Das ist zwar alles legal, aber unseres Erachtens für die Konsument*innen undurchschaubar – so bleiben diese im Unklaren und freuen sich sogar vielmehr über den superbilligen Angebotspreis. Auch wenn eine solche Vorgehensweise derzeit legal ist, verzerren sie nicht nur den Wettbewerb, sondern schaden auch dem gesamten Image und der visionären Fair Trade-Idee. Eine „Geiz-ist-geil“-Mentalität für Fair-Trade-Produkte passt nicht zu den Ansprüchen bewusster Konsument*innen